DIE FEINE SPRACHE DER KINDER - Das Symptom als Wegweiser
- Dani Jakob
- 29. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Wie reagieren wir als Eltern auf die Symptome unserer Kinder?
Das Entstehen eines Symptoms ist oft ein kaum merklicher, schleichender Vorgang.
Zuerst sind es kleine Andeutungen: ein ungewöhnliches Verhalten, ein neues Schweigen, eine Spannung, die in der Luft liegt. Wir nehmen sie wahr, vielleicht mit einem kurzen Innehalten – und gehen dann wieder in den Alltag zurück.
Doch nach und nach verdichten sich diese Hinweise. Das Symptom zeigt sich deutlicher, wiederkehrend, fordernder. Es wird zunehmend zu einem festen Bestandteil unseres Alltags. Wir beginnen, uns Sorgen zu machen, suchen nach Erklärungen, vergleichen, lesen, fragen andere Eltern. Und während wir das tun, wächst in uns ein leises, unruhiges Gefühl. Manchmal mischt sich Angst dazu: Haben wir etwas übersehen? Etwas falsch gemacht?
Dieses Gefühl ist schwer auszuhalten – denn es rührt an unser tiefes Bedürfnis, unserem Kind Sicherheit zu geben, es zu schützen, ihm zu helfen.
Wenn wir spüren, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist, geraten wir selbst in Unruhe.
Doch was, wenn das Symptom – so beunruhigend es auch scheint – kein Feind ist?
Was, wenn es vielmehr der Versuch des Kindes ist, sich selbst zu helfen?
Ein Ausdruck innerer Not, der auf etwas hinweist, das bisher ungehört geblieben ist?
Ein Symptom kann der erste, manchmal einzige Weg sein, über das zu sprechen, wofür noch keine Worte da sind.
Es ist, als ob das Kind über seinen Körper, über sein Verhalten oder über Rückzug etwas sagt wie: „Etwas stimmt nicht für mich. Bitte hilf mir, das zu verstehen.“
Wenn wir aufhören, gegen das Symptom anzukämpfen, und beginnen, ihm zuzuhören, verändert sich etwas Grundlegendes:
Aus Druck wird Vertrauen, aus Angst wird Verbindung, aus Hilflosigkeit wächst Verständnis.
Denn hinter jedem Symptom steckt ein Versuch, Ordnung wiederherzustellen, ein innerer Ruf nach Sicherheit, Nähe oder Ausdruck.
Das Symptom kann seine Schärfe verlieren, wenn es gesehen werden darf.
Manchmal genügt schon ein stilles, ehrliches Hinsehen – ein innerlich gedachtes „Ich sehe dich, ich höre dich“ – um Heilung in Bewegung zu bringen.
Reflexionsimpulse für dich als Mutter oder Vater
• Wann habe ich das erste Mal bemerkt, dass etwas „anders“ war?
• Wie habe ich damals reagiert – mit Sorge, Kontrolle, Rückzug, Ablenkung?
• Was war mein erster Gedanke über mich selbst in diesem Moment?
Übung – Sanftes Beobachten
Nimm dir in den kommenden Tagen jeden Abend drei Minuten Zeit.
Atme ruhig.
Denke an das Symptom deines Kindes – ohne zu analysieren, ohne zu urteilen.
Frage dich still: „Was will mir das Verhalten meines Kindes zeigen?“
Schreibe jeden Abend intuitiv einen kurzen Satz dazu auf. Schreibe auf, was dir als erstes einfällt. Nicht mehr.
Nach einigen Tagen wirst du vielleicht bemerken, dass sich dein Blick verändert – vom Bekämpfen zum Verstehen.

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